Der Nachruf
Donald Harradine - Nachruf eines grossen europäischen Golfarchitekten
 

 

Donald Harradine wurde 1911 in Enfield bei London geboren. Er wuchs bei seinem Stiefvater, einem Golf-Professional auf, der Golfschläger für den Shooters Hill Golf Club herstellte. Harradines Stiefvater unterrichtete bei Harrods als einer der ersten Golflehrer in einer von ihm gegründeten Indoor-Golfakademie. Dieser sehr frühe Kontakt mit der Golfwelt hat bei Don Harradine die Leidenschaft für den Golfsport hervorgerufen, und bald war er Scratchgolfer. Der Herstellung von Golfschlägern ist er dabei treu geblieben; auch hierbei ist Harradine ein Markenname geworden.

 

1929 erhielt er seine erste Chance, auf dem Kontinent als Golfarchitekt tätig zu werden. Der Golfplatz in Bad Ragaz wurde nach seinen Entwürfen zur Musteranlage umgebaut. Während seiner Arbeit in der Schweiz begann er, Land und Leute zu lieben und beschloß zu bleiben, obwohl die Zeiten hart waren und er seinen Lebensunterhalt im Winter mit Jobs wie Bibliothekar im Grand Hotel in St. Moritz aufbessern mußte. Harradine ging zunächst nach Davos und später nach Vulpera, Flims und Bern, wo er auf dem Gurfen den ersten 9-Loch- Golfplatz projektierte und baute.

 

Von 1939 an leistete Donald Harradine Kriegsdienst für die britische Gesandtschaft in Bern, weil er sprachkundig war. In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Babette kennen, als ein Skilift hängenblieb. Sie schenkte ihm Sohn Peter und Tochter Kathleen, führte den Haushalt, vor allem aber das Büro in der Zeit, in der Don abwesend war und förderte damit seine Karriere entscheidend. Nach Kriegsende fand Donald Harradine neue Aufgaben als Golfarchitekt, und er zog nach Caslano bei Lugano um.In seiner langen und aufregenden Karriere entwarf und baute er Hunderte von Golfanlagen. Der Einfluß von Donald Harradine auf das europäische Golf ist überall erkennbar. Sein Stil war die unaufdringliche Formensprache eines Golfplatzes in der ursprünglichen Landschaft, allerdings auf hohem sportlichem Niveau. Eine von Donalds Spezialitäten war der Bau von Golfplätzen auf sehr kleinen Flächen und meist mit geringem Budget, eine Kunst, die kaum jemand besser als er beherrschte und die ihn zum genius loci machte. Seine Golfplätze konnte man mit geringem Pflegeaufwand unterhalten, und eines seiner Bonmots war, daß der Vorstand eines Golfclubs immer aus einer ungeraden Zahl von Mitgliedern bestehen sollte und daß drei zu viele wären. Auch vergaß er nie, darauf hinzuweisen, daß Golf zwischen den Ohren gespielt würde und mit Gewalt nichts zu erreichen sei.

 

Donald hat bei der Anlage von Golfplätzen stets zwei Ziele gehabt: Spaß und Freude für alle Spieler – Herausforderung für den Könner. Donald Harradine war Gründungsmitglied der British Association of Golf Course Architects (heute British Institute of Golf Course Architects) und später der European Society of Golf Course Architects. Die Mitglieder dieser „Architektenkammern“ garantieren einen hohen Qualitätsstandard ihrer Golfplätze als Bestandteile der Landschaft.

 

Donald Harradine förderte mit seiner Frau Babette die Aus- und Weiterbildung der Greenkeeper in diesem auf dem Kontinent neuen Beruf durch die Gründung der International Greenkeeper’s Association im Jahre 1969. Bei Tagungen und auf Lehrgängen ließ er von kompetenten Fachleuten, unterstützt durch die Industrie, die Grundlagen für die tägliche Arbeit vermitteln. Mit Donalds Sohn Peter, der mit seinen eigenen Golfplätzen bekannt gowarden ist, arbeitet nun bereits die 3. Generation der Harradines in der Architektur von Golfplätzen. Peter wird das Lebenswerk von Donald Harradine weiterführen und hat als Chefarchitekt des Harradine Teams mit seinen Architekten bereits zahlreiche Golfprojekte weltweit realisiert.

 

Mit Donald Harradine verliert die Golfwelt einen Freund und Gentleman, einen Mann mit englischem Humor, der Golfplätze entwarf, die ausschließlich der Entspannung und Freude dienten, vielleicht den „Spirit of the Game“, der das Spiel früher prägte. Donald Harradine verstarb am 26.09.1996 in seinem geliebten Heim in Caslano.

 

Verfasst von: Götz Mecklenburg

Quelle: ESGA YearBook 1997

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